Machen wir uns nichts vor: Livestreams gab es in den letzten 1,5 Jahren wie Sand am Meer. DJs mussten kreativ werden, um sich durch kontinuierliche Eskalationen wie Da Tweekaz oder einem mega Line-Up wie bei der Charity Clubnight von der Masse hervorzuheben.
ODER man sucht sich richtig fette Locations heraus wie der Salzburger Hardstyle DJ Mozhart, der heute Abend seine Fans mit einem Livestream von der Festung Hohensalzburg überrascht und die Vorfreude auf den Festivalsommer nur noch mehr angeheizt hat. 🔥
Wir durften ihm ein paar Fragen über die Organisation, Herausforderung und seine Erfahrungen zum Thema Livestreams stellen, scrollt durch!
Wie findet man so außergewöhnliche Locations und wie geht man das Gespräch mit den Eigentümern am besten an?
Zuerst sollte man sich überlegen, welche Locations zu einem selbst - also zu deiner Marke als DJ - passen und was man sich von der Location erwartet. In meinen Video-Sets wollte ich Geschichte mit Moderne verbinden. Mein Ziel war es deshalb, einen Ort zu finden, der das Barocke Salzburg repräsentiert und somit zum Mozart-Motto passt. Mit meinen Hardstyle Sounds sollte dann ein ganz bewusster Stilbruch erzielt werden..
Die Locations mussten deshalb entweder selbst geschichtsträchtig sein, oder eine wunderbare Aussicht auf die Salzburger Altstadt bieten. Damit kamen in Salzburg sehr viele Bauwerke in Frage, aber auch Restaurants/Hotels mit Panorama-Dachterrassen, die zum Zeitpunkt der Anfrage alle im Lockdown geschlossen hatten.
Die Gespräche mit den Eigentümern verliefen sehr einfach und unkompliziert: In meiner ersten Anfrage per E-Mail stellte ich mich/Mozhart kurz vor, schilderte, dass ich meine Community aufgrund von Corona nur online begeistern kann und dass ich auf der Suche nach einer Location für ein Video-Set bin. Gleich anschließend versuchte ich mögliche aufkommende Fragen bzgl. Umsetzung und Corona zu beantworten (keine großen technische Aufbauten, maximal Zimmerlautstärke, kein Publikum, kleines Team, etc.). Dann strich ich noch den Mehrwert für die Location heraus und ergänzte weiterführende Links (Website, ein Recap-Video, etc.). Ich fügte 3 Fotos von mir bei Auftritten an und verschickte die Anfrage. Die Details waren in 2-3 Mails/Anrufen schnell geklärt.
Unter welchen Bedingungen durftest du dort drehen?
Die geplanten Video-Aufnahmen waren relativ einfach angelegt. Keinerlei große Aufbauten, kein Publikum, etc. Es wurde lediglich ein gewöhnlicher Stromanschluss benötigt. Das machte die Zusammenarbeit mit beiden Locations super einfach. Abgesehen von den geltenden Corona-Regeln (3G Regel, etc.) für das ganze Team und einer Lautstärkebeschränkung - die ich mit meiner kleinen Monitorbox nicht ausgeschöpft habe - konnten wir unsere Pläne problemlos umsetzen.
Wer hat dich bei den Sets unterstützt?
Mein Team bestand bei beiden Sets inkl. mir selbst aus jeweils 5 Personen. 2 Kameramänner (Julian Iszovics und Timo Palfinger) hielten alles auf Video fest. Mit ihnen hatte ich bereits mehrfach im Rahmen von Live-Auftritten zusammengearbeitet und beide produzieren top Recap-Videos für DJs. Ben Schwarz war zusätzlich als Fotograf mit dabei und Bens Freundin - Theresa - und meine Freundin - Evelyn - machten kurze Handy-Clips im Hochformat für Social Media.
Ein großer Dank für die tolle Unterstützung gebührt natürlich auch den Teams der Festung Hohensalzburg und der Augustiner Brauerei, die mir diese einzigartigen Locations zur Verfügung gestellt haben und Key Wi Music, die mich mit der Beleuchtung in der Augustiner Brauerei unterstützt haben.
Wie lange dauern die Vorbereitungen und der Aufbau für so ein Projekt?
Die Idee kam mir bereits letztes Jahr im ersten Lockdown 2020. Durch die Vielzahl an Video-DJ-Sets im Frühling und Sommer 2020 wollte ich es dann aber nicht umsetzen, um zu vermeiden, dass mein Projekt in der Masse untergeht. Im vergangenen Winter lebte die Idee in mir wieder auf. Die Location-Recherche begann im April, als auch Julian und Timo ins Boot geholt wurden. Eigentlich wollten wir bereits Ende April / Anfang Mai filmen, aber das unbeständige Wetter hat uns bei dem Outdoor-Set auf der Festung sechs Wochen lang einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mitte Juni konnten wir gleich den Beginn der Hitzewelle ausnutzen und endlich beide Sets an zwei Tagen drehen.
Der Aufbau vor Ort war schnell erledigt: Da ich das Ambiente der Locations für sich sprechen lassen und auf aufwendige Aufbauten verzichten wollte, war das gesamte Setup in ca. eineinhalb Stunden erledigt.
Wie viel Arbeit/Zeit hast du insgesamt reingesteckt?
Ich habe nicht genau mitgeschrieben, aber ich denke es waren rund 10-15 Stunden organisatorische Vorbereitung und Koordination (Konzeption, Location-Recherche, Anfragen, Koordination des Teams, Ablauf-Planung, etc.) und ca. 25 Stunden operative Umsetzung (Set-Vorbereitung, Vorbereitung der Technik, Fahrzeiten/Anlieferung/Abholung, Aufbau, Filmen, Abbau, etc.).
Dabei darf man allerdings nicht außer Acht lassen, dass auch die Video-Vorbereitung und -Nachbereitung von Julian und Timo Zeit in Anspruch genommen haben. Julian musste beispielsweise zuerst einmal ca. 600GB Videomaterial sichten, um die Sets daraus schneiden zu können. Auch die Nachbearbeitung der Fotos nahm einige Zeit in Anspruch. Ohne das tolle Team wäre das nicht möglich gewesen.
Mit welchen Herausforderungen hattest du zu kämpfen?
Eigentlich gab es keine wirklich großen Herausforderungen. Aber ein paar kleine Stolpersteine gibt es immer:
Die Anlieferung des ganzen Equipments auf die Festung war ein kleiner organisatorischer Mehraufwand, da man nicht mit dem Auto bis ganz nach oben fahren kann. Wir mussten also mit der Materialseilbahn anliefern. Deren Talstation liegt jedoch in der Salzburger Poller-Zone. Das heißt, eine Zufahrt ist nur morgens zwischen 7 und 10 Uhr möglich. Deshalb mussten wir am Event-Tag in der Früh anliefern, das Equipment auf der Festung einsperren, am selben Abend zu Fuß hochmaschieren, aufbauen, filmen, abbauen und erst am Folgetag konnte wieder alles abtransportiert werden. Bei Weitem kein Ding der Unmöglichkeit, aber dennoch in der Logistik etwas aufwendiger.
Die größte Herausforderung, konnten wir leider nicht lösen: Als ganz besonderes Extra beim Set auf der Festung waren Drohnenaufnahmen geplant. Die Festung liegt allerdings nicht nur in der Flughafen-Kontrollzone, sondern auch in unmittelbarer Umgebung von zwei Krankenhäusern mit Helikopter-Landeplatz. Also für Drohnen ein absolutes Flugverbot. Natürlich halten wir uns an solche Regeln, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Wir haben deshalb vorab die Genehmigung des Flughafen-Towers eingeholt, um die Drohne auf legalem Weg fliegen lassen zu dürfen. Sogar der Anflug des Krankenhaus Helikopters wurde vom Tower über eine andere Route geleitet, damit sich die Flugrouten nicht kreuzen. Leider registrierte das GPS der Drohne jedoch von selbst, dass sie sich in einer Flugverbotszone befand. Natürlich wusste die Drohne nichts von unserem Telefonat mit dem Tower und der Ausnahmegenehmigung. Deshalb lies sie sich das ganze Set über nicht starten. Das hat uns natürlich im ersten Moment geärgert, aber ich finde die Aufnahmen sind auch ohne die Drohnen-Shots wirklich einzigartig geworden. 😊
Was wirst du das nächste Mal besser/anders machen und warum?
Ganz ehrlich: Wenn wir das mit der Drohne nächstes Mal hinbekommen, bin ich wirklich wunschlos glücklich. Alles andere ist wirklich perfekt und reibungslos abgelaufen. 😊
Welche Tipps gibst du anderen DJs bei der Aufnahme von einem Set in einer fremden Location?
Hier meine Top 3:
1) Fragen kostet nichts. Wenn ihr eine Location habt, in der ihr gerne spielen würdet, fragt einfach an. Mehr als „nein“ können sie nicht sagen. Low risk, high reward. Video-Sets ohne Publikum sind im Vergleich zu Veranstaltungen sehr sehr einfach umzusetzen und deshalb gibt es bestimmt viele Locations, die für solche Aktionen gerne mit euch zusammenarbeiten.
2) Wenn ihr etwas filmt, das ihr veröffentlichen und damit eine möglichst große Aufmerksamkeit erreichen wollt, haltet euch an Regeln & Gesetze. Filmt nur mit der Zustimmung des Location-Besitzers, holt für Drohnenflüge wenn nötig die Genehmigung ein und natürlich die Zustimmung von fremden Personen, falls diese auf dem Video zu sehen sind. So vermeidet ihr schon vorab, dass ihr durch das Video Probleme bekommt.
3) Holt euch in euer Team Menschen, auf die ihr euch zu verlassen könnt, die pünktlich und zuverlässig sind und am allerwichtigsten: Menschen, die das, was sie tun, leidenschaftlich gerne machen. Denn dann machen sie es erstens richtig gut und die Zusammenarbeit macht unendlich viel Spaß.
Danke lieber Flo für den kleinen Einblick in deine Erfahrungen! 🧡
& ihr: seid gespannt, am 30.07. kommt das Livestream-Set Kammermusik Vol. 2 heraus! 🔥
*Nachtrag*: Hier geht's zum zweiten Livestream-Set aus der Augustiner Brauerei vom 03.09. 🔥
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